Zieglers künstlerische Techniken

Richard Ziegler zeichnete mit Bleistift, Tuschpinsel, Tuschfeder und auch mit der Gänsefeder. In der Malerei waren neben Ölfarben Pastellkreiden seine bevorzugten Ausdrucksmittel. Aquarell- und Temperabilder sind selten im Werk.
Darüber hinaus arbeitete er mit künstlerischen Techniken, die nicht allgemein gebräuchlich waren, die er selbst entwickelt oder weiterentwickelt hatte und die bis heute noch in der einschlägigen Literatur unbekannt geblieben sind.

Kantstiftzeichnung

Mit „Kantstift” bezeichnete Ziegler einen viereckigen schwarzen Kreidestift. Dessen Spitze diente ihm zum Zeichnen von Linien, die langen Seitenkanten benutzte er, um auf dem transparenten Zeichenpapier hellgraue bis tiefschwarze Toneffekte zu erzeugen – je nach Fingerdruck. Einkerbungen im Stift ließen weiße Streifen auf dem Bild stehen.

Monotypie (Zeichendruck)

Auf eine mit Farbe eingewalzte Glas- oder Metallplatte wird vorsichtig ein Papier gelegt, auf dessen Ober- bzw. Rückseite gezeichnet wird. Je nach Zeichengerät können harte Konturen oder weiche Linien erzeugt werden, Halbtöne mit Daumen oder Handballen. Auf der Unterseite des Blattes – während des Zeichenvorganges also unsichtbar – entsteht ein seitenverkehrter „Druck“. Dieser Abzug ist wie eine Zeichnung ein Unikat. Eine Variante der Monotypie ist die Zeichnung direkt auf eine frisch eingefärbte Platte, um davon einen Abklatsch auf Papier zu machen.

Drucktechniken

Richard Ziegler machte sich in Büros angewandte – Viervielfältigungsverfahren für seine Kunst nutzbar. Sie entsprachen einerseits seinen spontanen zeichnerischen Ausdrucksmöglichkeiten, andererseits gaben sie ihm Gelegenheit, selbst Auflagendrucke herzustellen.

Opaldruck (Glasdruck)

Die mit dem „Opalograph“ mögliche Drucktechnik ähnelt dem Flachdruckverfahren der Lithographie. Eine mit Salmiaktinte auf Papier gefertigte Pinsel- oder Federzeichnung wird auf eine mit Fett behandelte Opalglasplatte gepresst. Dort, wo die Tinte das Fett wegätzt, nimmt die Glasplatte später die Druckfarbe an, das verbliebene Fett stößt sie ab. Größerer Druck verstärkt die gezeichneten Linien. Von der eingefärbten Platte können mehrere Abzüge hergestellt werden.

Wachsdruck

Das Drucken von mit der Schreibmaschine beschrifteten Wachsmatrizen löste in Büros – wie auch in Zieglers Arbeit – um 1928 das Opalograph-Verfahren ab. Wachsdruck ist ein Durchdruckverfahren ähnlich dem Siebdruck. Die Zeichnung wird direkt in die Wachsschicht auf dem hauchdünnen Gewebeträger der Matrize eingeritzt, sie wird dadurch verletzt und farbdurchlässig. Mit einer Walze wird danach Druckfarbe durch die auf einen Rahmen gespannte Matrize auf das darunter liegende Papier „gedrückt“. Es sind mehrere Drucke möglich – Ziegler druckte bis zu 20 Stück pro Motiv.