Künstlerische Anfänge
Die wissenschaftliche Arbeit an Sprache und Gedankenwelt des Alt- und Mittelhochdeutschen hatte Zieglers Studium geprägt. 1920 entschloss er sich, diesmal mit Erlaubnis der Familie, seiner eigentlichen Berufung zu folgen – der Bildenden Kunst. Das Ende des Philologiestudiums verband sich mit dem Beginn der künstlerischen Arbeit:
Ziegler übertrug „Das fließende Licht“, Offenbarungen der Mystikerin Mechthild von Magdeburg, aus dem Althochdeutschen in die heutige Sprache und radierte einen Bilderzyklus dazu. Den Zwängen einer Kunstakademie mochte sich Richard Ziegler mit fast 30 Jahren nicht mehr unterordnen. Er begann seine künstlerische Laufbahn als Autodidakt in einem Gartenhaus in Würm bei Pforzheim, das ihm Verwandte als Atelier zur Verfügung gestellt hatten. Hier entstanden seine ersten großen Ölbilder, zahlreiche Zeichnungen und einige Holzschnittfolgen. Die Werke aus dieser Zeit zeigen Einflüsse von Jugendstil und Expressionismus.
„Im Winter saß ich in meiner Dachstube im Elternhaus und arbeitete mein tägliches Pensum von Zeichenblättern ab…”
Eine enge Freundschaft verband Ziegler mit Elisabeth Rodi (1889-1985). Künstlerische Impulse erhielt Ziegler durch Freunde wie den Maler Adolf Hildenbrand (1881-1944), das Malerehepaar Bert Joho (1887-1963) und Vera Fahrner-Joho und die Tänzerin Anja Dittler (1904-1999). Hildenbrand, der Zieglers Frühwerk stark beeinflusste, und Joho lehrten beide an der Pforzheimer Kunstgewerbeschule.
Zeichnungen
Ölgemälde
Holzschnitte
Die Technik des Holzschnitts verwendet Ziegler sehr selten und nur in seinem Frühwerk. Später zieht er Drucktechniken vor, die ihm ein spontaneres Arbeiten ermöglichen.
Die Holzschnittserie „Die schöne Magelone“ illustriert eine Liebesgeschichte aus dem 16. Jahrhundert zwischen einer neapolitanischen Königstochter und einem Grafen der Provence. Ziegler verlegt die Schauplätze der Handlung in den Schwarzwald und ins Kloster Maulbronn.