Berlin

In die deutsche Hauptstadt kam Ziegler durch die Berliner Malerin Mathilde Rosenthal, die er auf Capri kennengelernt hatte und 1925 heiratete. Mit Ölbildern, die Ziegler im Berliner Atelier nach seinen italienischen Reisebildern gemalt hatte, weckte er das Interesse des Malers Artur Segal (1875–1944) und bekam durch ihn Anschluss an die berühmte Künstlervereinigung »Novembergruppe«, zu deren führenden Mitgliedern Otto Dix, George Grosz und der in Calw geborene Rudolf Schlichter gehörten.

In den Arbeiten seiner Berliner Jahre nähert sich Richard Ziegler mehr und mehr dem Stil der „Neuen Sachlichkeit“: Menschen der Großstadt bestimmen jetzt die Motive seiner Bilder. Zeittypische sozialkritische Aspekte jedoch sind in seinen Arbeiten selten zu finden – wenn, dann meist mit einer Prise Humor versehen und ohne die ätzende Schärfe vieler Malerkollegen. Das Hauptinteresse des Künstlers lag – wie auch in den folgenden Jahren – in der Darstellung von Geheimnis, Schönheit und Erotik der Frau.

Ein weiterer Schwerpunkt seines Schaffens waren graphische Folgen, die er im „Opaldruck“, später im „Wachsdruck“ selbst vervielfältigte und zu Heften band. Die geplante Ausstellung dieser Folgen 1933 in der Berliner Kunstbibliothek konnte nach der Entlassung des jüdischen Direktors Curt Glaser (1879–1943) nicht mehr stattfinden. Richard Ziegler verließ Deutschland noch im Jahr der braunen Machtergreifung und emigrierte mit seiner späteren Frau Edith Lendt auf die kroatische Mittelmeerinsel Korčula.